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Wieso lohnt sich erneuerbares Heizen und welche Möglichkeiten gibt es?

2021 wurden 58 % aller Gebäude in der Schweiz mit fossilen Energieträgern beheizt. Doch der Anteil an Heizsystemen mit erneuerbarer Energiequelle nimmt von Jahr zu Jahr zu. Erneuerbares Heizen lohnt sich; sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen. Wer sich für einen Umstieg auf erneuerbares Heizen entscheidet, sollte verschiedene Heizsysteme vergleichen.

Während Heizöl und Erdgas als Energiequellen in den letzten Jahren einen stetigen Rückgang erlebten, nahm der Anteil an erneuerbaren Energiequellen für das Heizen und insbesondere der Einsatz von Wärmepumpen kontinuierlich zu. Von 1990 bis 2021 sank der Anteil an Heizöl für die Beheizung von Wohnhäusern von 58,5 % auf 40,7 %, während der Anteil an Wärmepumpen von 1,9 % auf 17,0 % stieg (Quelle: Bundesamt für Statistik).

 

Von Klimaschutz bis Wertsteigerung

Rund 40 % des Schweizer CO2-Ausstosses entfallen auf das Heizen. Entsprechend gross ist der Hebel für den Klimaschutz in diesem Bereich. Erneuerbares Heizen leistet jedoch nicht nur einen wichtigen Beitrag für das Klima, sondern spart langfristig auch Geld. Die anfänglichen Investitionskosten fallen zwar bei erneuerbaren Heizsystemen etwas höher aus, doch aufgrund der deutlich niedrigeren Energiekosten sind die Gesamtkosten im Verlaufe der Jahre dennoch tiefer im Vergleich zu einer Heizung mit fossilen Energieträgern. Die Vermieterin bzw. der Vermieter kann die energetischen Verbesserungen als Mehrleistung auf den Mietzins überwälzen (Welche gesetzlichen Bestimmungen gilt es im Umgang mit der Mieterschaft zu berücksichtigen? / Welche Kosten dürfen nach einer Sanierung auf den Mietzins übertragen werden?). Dafür profitieren die Mieterinnen und Mieter von tieferen Nebenkosten. Des Weiteren steigert eine erneuerbare Heizung im Gegensatz zu einer fossilen Heizung dank ihrer Zukunftsfähigkeit den Wert des Gebäudes.

 

Erneuerbare Heizsysteme – eine Übersicht

Es gibt verschiedene Möglichkeiten an erneuerbaren Heizsystemen. Abhängig von den baulichen Gegebenheiten, dem Wärmebedarf und Standort des Gebäudes sowie weiteren Faktoren bietet sich das eine oder andere System mehr an. Es lohnt sich deshalb, für den Entscheidungsprozess eine Fachperson beizuziehen.

 

Hier ein Überblick über die meist verbreiteten erneuerbaren Heizsysteme:

 

Wärmepumpe: Eine Wärmepumpe bezieht die Wärme aus der Umgebung, das heisst aus der Luft, dem Boden oder dem Wasser. Sie bringt diese Umgebungstemperatur durch Nutzung eines physikalischen Prozesses auf das gewünschte Temperaturniveau und gibt sie an das Heizsystem ab. Wärmepumpen eignen sich für Fälle mit niedrigen Vorlauftemperaturen, so bspw. in gut gedämmten Gebäuden mit einer Fussbodenheizung. Wärmepumpen werden mit Strom betrieben. Ihre Betriebskosten sind entsprechend vom Strompreis abhängig. Mit Blick auf das Klima ist es sinnvoll, die Wärmepumpe mit erneuerbarem Strom zu betreiben. In vielen Fällen lohnt es sich, den Strom durch eine eigene Photovoltaikanlage zu produzieren.

 

Solarwärme: Bei der Solarwärme (auch Solarthermie genannt) wandeln Kollektoren die Energie des Sonnenlichts in Wärme um, welche dann an das Heizsystem abgegeben wird. Solarthermische Anlagen werden insbesondere für die Warmwasseraufbereitung und die Heizungsunterstützung eingesetzt. In der Regel braucht es einen zusätzlichen Wärmeerzeuger, um ganzjährig den gesamten Wärmebedarf decken zu können. So kann in vielen Fällen bspw. eine Holzfeuerung optimal mit einer Solarwärme-Anlage kombiniert werden. Ob eine solarthermische Wärmegewinnung sinnvoll ist, hängt auch massgebend vom Standort und der Ausrichtung des Gebäudeteils ab, an dem die Anlage installiert werden soll. Solarwärme-Anlagen werden bspw. auf dem Dach oder am Balkongeländer angebracht.

 

Holz: Mit Holz kann in verschiedenster Form geheizt werden: mit Stückholz, Holzschnitzeln oder Pellets. Während sich Stückholzheizungen eher für Einfamilienhäuser eignen, kommen Schnitzel- oder Pelletheizungen auch für Mehrfamilienhäuser in Frage. Stückholzheizungen werden in der Regel per Hand beschickt. Pelletheizungen und Schnitzelheizungen hingegen verfügen meist über automatische Beschickungssysteme. Zu beachten ist, dass Stückholz, Pellets und Schnitzel einen Lagerraum brauchen. In vielen Fällen werden Holzheizungen mit anderen erneuerbaren Heizsystemen, insbesondere mit Solarwärme-Anlagen zur Warmwasseraufbereitung, kombiniert.

 

Fernwärme: Beim Fernwärmenetz wird an einem zentralen Ort, der Wärmezentrale, Wärme erzeugt. Diese Wärme wird über ein Wassernetz an die angeschlossenen Gebäude geleitet. Neben Abwärme von Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) oder Industriebetrieben wird die Fernwärme in vielen Fällen über eine erneuerbare Energiequelle wie Holzschnitzel oder Geothermie erzeugt. Es besteht selbstverständlich nicht überall die Möglichkeit, sich einem Fernwärmenetz anzuschliessen. Ist ein Anschluss jedoch möglich, ist das Fernwärmenetz eine technisch sinnvolle und sichere Option. Der Anschluss braucht wenig Platz und der Betreiber des Fernwärmenetzes ist für die Versorgungssicherheit verantwortlich.

 

Der richtige Zeitpunkt des Umstiegs

Steigt die fossile Heizung aus oder neigt sie sich langsam dem Ende ihrer Lebensdauer zu (Ölheizung: ca. 20 Jahre, Gasheizung: ca. 15 Jahre), so liegt es nahe, auf ein Heizsystem mit erneuerbaren Energiequellen umzustellen. In einigen Kantonen ist ein Umstieg auf erneuerbare Energien in gewissen Situationen sogar Pflicht. Von einem ökologischen Gesichtspunkt aus lohnt sich jedoch bereits ein frühzeitiger Umstieg auf ein erneuerbares Heizsystem, da der Betrieb in Bezug auf die Treibhausgasemissionen um ein Vielfaches mehr ins Gewicht fällt als die graue Energie aufgrund der Herstellung des Heizsystems bzw. aufgrund dessen Entsorgung.

 

Eine ganzheitliche Sichtweise

Es lohnt sich folglich für alle Eigentümerinnen und Eigentümer von einem Gebäude mit einem fossilen Heizsystem, sich mit dem Thema erneuerbares Heizen auseinanderzusetzen. Im Gebäudebereich ist jeweils eine ganzheitliche Betrachtung sinnvoll. Deshalb empfiehlt es sich bei Altbauten, gleichzeitig auch die Möglichkeiten einer energetischen Sanierung zu prüfen.

 

Beratungen und Förderungen

Zahlreiche öffentliche Programme unterstützen Gebäudebesitzerinnen und -besitzer durch Beratungen und finanzielle Förderungen bei einer energetischen Sanierung (Wo erhalte ich ergänzende Informationen zur energetischen Sanierung?) sowie beim Umstieg auf ein erneuerbares Heizsystem (Wie ersetze ich eine Heizung und wer unterstützt mich dabei?).

Instrumente und Links
Impulsberatung «erneuerbar heizen» Beratungsangebot für Besitzer/innen von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Stockwerkeigentümer/innen
Hezkostenrechner «erneuerbar heizen» Rechner für Kosten und CO2 verschiedener Heizsysteme
Das Gebäudeprogramm Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen
Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK Branchenweite Kompensationsgemeinschaft für fossile Treibstoffe