Finanzen

Neue BFE-Studie zeigt: «Green Leases» bergen grosses Potenzial – und ebenso grosse Herausforderungen

Energie sparen, Emissionen senken, Ressourcen schonen: Die Ziele sind klar. Doch wenn es um vermiete-te Immobilien geht, stösst die Umsetzung nachhaltiger Standards oft an Grenzen. Wer soll investieren – Vermieter oder Mieter? Und was genau soll überhaupt geregelt werden? Die neue Studie des Bundes-amts für Energie (BFE) analysiert die «grünen Mietverträge» und zeigt Handlungsoptionen für die aktu-elle Situation in der Schweiz auf.
Illustration Sparschwein
Illustration Sparschwein

Was ist ein «Green Lease»?

Ein Green Lease bedeutet mehr als nur gute Absichten von Vermietenden und Mietenden. Er verpflichtet beide Parteien vertraglich zu konkreten ökologischen Massnahmen – etwa zur Nutzung erneuerbarer Energien, zur regelmässigen Effizienzanalyse oder zum bewussten Umgang mit Strom, Wärme und Wasser während der Betriebsphase einer Immobilie. Damit wird die Steigerung des Nachhaltigkeitsniveaus einer Liegenschaft zur gemeinsamen koordinierten Aufgabe und nicht zur einseitigen Erwartung.

 

Grosses Potenzial – grosse Aufgabe

Mit einem Energieverbrauch von rund 310 Petajoule pro Jahr ist der Gebäudesektor der grösste Energieverbraucher der Schweiz. Besonders bei grossen Mietflächen – etwa in Geschäftsliegenschaften oder Mehrfamilienhäusern – bieten Green Leases daher einen wichtigen Hebel, um den Dialog mit der Mieterschaft zu finden und den Energieverbrauch gemeinsam zu senken. Einige grosse Immobilienunternehmen wie Swiss Prime Site oder PSP Swiss Property setzen Green Leases bereits in Pilotprojekten um, und dies mit Erfolg.

 

Doch trotz des Potenzials solcher Verträge und internationaler Vorbilder (z. B. aus dem Vereinigten Königreich) steht die Schweiz noch am Anfang. Es fehlen einheitliche Definitionen, praxisnahe Tools und verbindliche Musterklauseln für Verträge. Zudem sind viele Mietparteien – gerade im Wohnbereich – oft kritisch oder wenig informiert. Auch für KMU zählen oft wirtschaftliche Argumente mehr als ökologische.

 

Erste Projekte und klare Empfehlungen

Die BFE-Studie analysiert Handlungsoptionen und schlägt konkrete Schritte vor, um grüner Mietverträge schweizweit zu etablieren. Dazu gehören:

 

  • Musterklauseln und Standardverträge entwickeln
  • Informationsangebote und Beratung für Eigentümer und Mieter bereitstellen
  • Dialogformate zwischen Vermietern und Mietern fördern
  • Pilotprojekte im öffentlichen Sektor starten, um Vorbildwirkung zu entfalten
  • Dimension «Soziales» mitberücksichtigen

 

Fazit

Green Leases sind ein vielversprechendes Instrument für mehr Nachhaltigkeit im Mietsektor. Sie setzen genau dort an, wo bisher oft Verantwortungslücken bestehen – zwischen Eigentum und Nutzung. Damit sie ihre Wirkung entfalten können, braucht es jedoch Standards, Information und vor allem Zusammenarbeit. Denn wie die Studie betont: „Ein Green Lease ist nur so wirksam wie das Engagement der Vertragsparteien.“

Weiterführende Informationen
BFE-Studie „Green Leases“ Green Lease / grüne Mietverträge Analyse und Handlungsoptionen für die aktuelle Situation in der Schweiz